Histologische Ergebnisse mit Tenofovir setzen neue Maßstäbe

Steht die Therapie der chronischen Hepatitis B vor einem Paradigmenwechsel?

Berlin, 25. April 2012  – Aktuelle Fünf-Jahres-Daten zu Tenofovir (Viread ®) zeigen neue Perspektiven bei chronischer Hepatitis B auf. Das Nukleotidanalogon induzierte bei 96 bis 100 % der Patienten (On-Treatment-Analyse) eine dauerhafte Virussuppression und ging bei 11 % der HBeAg-positiven Patienten mit HBsAg-Verlust einher. Selbst für Experten überraschend: Fibrotische und zirrhotische Veränderungen der Leber bildeten sich in nahezu allen Fällen zurück oder verschlechterten sich nicht. Dabei war die Therapie gut verträglich, Resistenzen und Kreuzresistenzen wurden – anders als bei bisher verfügbaren Nukleosid(tid)-Analoga – nicht beobachtet.

 --
Abbildung 1 Gepoolte Analyse: Biopsien zum  Studienstart und nach fünf Jahren

Die Daten stammen aus den offenen Verlängerungen der beiden Zulassungsstudien 102 (HBeAg -) und 103 (HBeAg +), in denen Tenofovir die Virusreplikation signifikant besser supprimierte als Adefovir 1. Nach 48 Wochen wurden die Patienten im Adefovir-Arm auf Tenofovir umgestellt, die anderen wie zuvor weiterbehandelt. Nun liegen die 240 Wochen-Ergebnisse zur Tenofovir-Behandlung vor.

Überzeugende Wirksamkeitsnachweise

In der ITT-Analyse supprimierte Tenofovir die Viruslast je nach HBeAg-Status bei 65 % (positiv) bzw. 83 % (negativ) der Patienten 2. „Unter Behandlung erreichten sogar 96 bis 100 % dauerhaft einen HBV-DNA-Plasmaspiegel unter 400 Kopien pro Milliliter“, sagte Professor Dr. Eckart Schott, Berlin. Er verwies auf die kumulative Wahrscheinlichkeit, unter Tenofovir einen HBsAg-Verlust zu erreichen. Sie betrug zuletzt erstaunliche 11 % bei zu Baseline HBeAg-positiven Patienten 2,3. „Der HBsAg-Verlust ist die größtmögliche Annäherung an eine klinische Heilung und eröffnet die Chance auf eine Beendigung der Therapie“, so Schott. Besonders hob Schott die histologischen Ergebnisse hervor. Sie wurden leberbioptisch an 348 Patienten zu Studienbeginn und nach fünf Jahren erhoben 2. 96 Patienten waren zu Studienbeginn zirrhotisch; 74 % davon (71) erreichten unter Tenofovir eine Verbesserung des Ishak-Scores, d. h. die Zirrhosen bildeten sich zur Fibrose zurück. 24 Patienten (25 %) zeigten keine Veränderung, einer (1 %) verschlechterte sich. Somit war bei 99 % der Tenofovir-Patienten die Rückbildung bzw. das Aufhalten der Zirrhose möglich. „Diese Daten zeigen, dass die längerfristige Suppression der Viruslast nicht nur die Progression verhindern kann, sondern auch die bereits eingetretene Fibrose reduziert und dass sich histologisch gesicherte Zirrhosen zurückbilden“, so Schott.

Tenofovir wurde während der gesamten Beobachtungsdauer gut toleriert 1,2,3; zudem traten nach fünfjähriger Behandlung keine Resistenzen oder Kreuzresistenzen auf.

Chronische Hepatitis B – eine behandelbare Präkanzerose

„Die chronische Hepatitis B ist eine Präkanzerose“, unterstrich Schott. Die Virusreplikation bestimmt das Risiko für Zirrhose oder hepatozelluläres Karzinom“ 4,5. Das überzeugende Profil von Tenofovir – eine rasche und anhaltende Virussuppression, die Resistenzrate von 0 % auch im Jahr 5 und eine vergleichsweise hohe HBsAg-Clearance – schützen vor Krankheitsprogression und können sogar zu eine deutlichen Verbesserung des Krankheitsbildes führen.


Moderne Therapie der Hepatitis B, eine Veranstaltung der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie Charité, Campus Virchow Klinikum in Kooperation mit der Gilead Sciences GmbH, Martinsried.

1      Marcellin P et al. NEJM 2008; 359: 2442-2455.

2      Marcellin P et al. AASLD 2011; Poster #1375.

3      Heathcote EJ et al. AASLD 2010; Poster # 477.

4      Iloeje UH et al. Gastroenterology 2006; 130: 678-86.

5      Chen CJ et al. JAMA 2006; 295 (1): 65-73.

Meldungen

  • Hepatitis B

    01. April 2023: STOP-NUC-Studie: Absetzen antiviraler Therapie möglich weiter

  • Hepatitis C

    13. März 2023: Extrahepatische Manifestationen im Blick behalten. weiter

  • NAFLD

    10. Februar 2023: Rolle der Hepatokine bei der Identifizierung von Subtypen weiter

  • Hepatitis E

    09. Februar 2023: EGFR – ein Türöffner für Hepatitis E-Viren weiter

  • Leberkrebs

    31. Januar 2023: Einsatz der Künstlichen Intelligenz zur Verbesserung der Diagnostik beim Leberkrebs. weiter

  • Deutsche Leberstiftung

    30. Januar 2023: Freistellungs-Stipendium für 2023 vergeben zur Projektförderung der Diagnosemöglichkeit für das Gallengangskarzinom. weiter

  • Hepatitis B

    13. Januar 2023: Schlüsselfaktor für erfolgreiche therapeutische Impfung weiter

  • Hepatitis C

    10. Januar 2023: Gute Vorsätze fürs neue Jahr: testen, testen, testen – und behandeln. weiter

  • Hepatitis D

    19. Dezember 2022: Lornafanib in Phase-3-Studie erfolgreich weiter

  • Malaria

    08. Dezember 2022: Hepatitis C-Medikament Alisporivir wirkt gegen Artemisinin-resistent Malaria. weiter

  • COVID-19

    08. Dezember 2022: Ursodeoxycholsäure kann COVID-19 verhindern weiter

  • HCV/HIV

    07. Dezember 2022: Test- und Beratungsbus Schleswig-Holstein weiter

  • Corona-Impfung

    17. November 2022: Vorsicht vor Verwechslung bei Spikevax® weiter

  • Deutscher Lebertag

    15. November 2022: Der 23. Deutsche Lebertag am 20. November steht unter dem Motto „total zentral: die Leber!“ weiter

  • HCV-Screening

    15. November 2022: Patient*innen finden, Versorgungslücken schließen weiter

  • Neuer Transportweg des Hepatitis-B-Virus identifiziert

    13. November 2022: Viel ist inzwischen über den Lebenszyklus des HBV bekannt. weiter

  • Gilead Sciences

    13. November 2022: 18 Projekte gefördert weiter

  • Hepatitis C

    28. Oktober 2022: Rundum-Perspektive auf HCV in Deutschland weiter weiter

  • Deutsche Leberstiftung
    Ausschreibung Publikationspreis Hepatologie

    20. Oktober 2022: Preis der Deutschen Leberstiftung neu ausgeschrieben. weiter

  • 20. November
    23. Deutscher Lebertag

    20. Oktober 2022: Das Motto lautet „total zentral: die Leber“! weiter

Ältere Meldungen weiter

Diese Webseite bietet Informationen rund um das Thema Lebererkrankungen. Der Schwerpunkt liegt auf den viralen Hepatitiden Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D und Hepatitis E, Fettleber und Leberkrebs. Es werden Krankheitsbild, Diagnostik und Therapie behandelt. Insbesondere bei der Behandlung der Hepatitis B und Hepatitis C hat sich viel geändert. Hier finden eine Übersicht zu den verfügbaren Medikamenten gegen Hepatitis B und C, Studiendaten, Fachinformation und aktuelle Preise. Die aktuellen Informationen aus Medizin und Industrie richten sich an Betroffene und Ärzte.