Hepatitis C:
Durch Unterstützung von Risikogruppen der Elimination einen Schritt näher
12. Juni 2023
Hepatitis C stellt eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar und wird für viele vermeidbare Todesfälle aufgrund von Leberzirrhose und Leberzellkrebs verantwortlich gemacht.1 Aktuell leben in Deutschland schätzungsweise 189 000 Menschen mit der Erkrankung.1 Die WHO hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Infektionskrankheit bis 2030 zu eliminieren.2 Dem hat sich auch die Bundesregierung angeschlossen.3 Um dieses Ziel zu erreichen, ist es wichtig, nicht nur Risikogruppen, sondern auch die Allgemeinbevölkerung in das Screening einzuschließen. Im Oktober 2021 wurde das Screening auf das Hepatitis-C-Virus (HCV) in die allgemeine Gesundheitsuntersuchung (GU, Check-up 35) integriert.4 Tatsächlich stieg die Zahl der diagnostizierten Fälle seither an: Im Jahr 2022 gab es 66 % mehr Neudiagnosen gegenüber dem Vorjahr (7 916 in 2022 vs. 4 761 in 2021).5 Allerdings: Die Behandlungszahlen verlaufen in Deutschland nicht kongruent mit dem Anstieg der Diagnosen. Vielmehr zeigt sich in den letzten Jahren ein bedenklicher Trend zu einem Abfall bei den Behandlungsraten.6 Dabei ist die Voraussetzung für eine Elimination von Hepatitis C in Deutschland, neben der Identifizierung Betroffener, die möglichst zeitnahe Therapie bei chronischer* HCV-Infektion.7 Diese ist dank direkt antiviral wirksamer Arzneimittel heutzutage einfach, dauert meist nur 8 bis 12 Wochen und führt in über 95 % der Fälle zu einer Heilung§ der Erkrankung.7,8
Wie ist der Status Quo der Elimination in Deutschland? Jetzt neu – der HCV-Tracker
In einer Kooperation der Deutschen Leberstiftung und AbbVie Deutschland ist jüngst der
„HCV-Tracker“ entstanden. Dieser macht die Anzahl der neudiagnostizierten und behandelten Patient*innen sichtbar – und
zwar quartalsweise aktualisiert sowie in Bezug auf das von der WHO vorgegebene, modellierte Eliminationsziel. Möglich
ist das mithilfe bestehender Daten: Hier werden unter anderem aktuelle Entwicklungen der Hepatitis-C-Neudiagnosen
(RKI)9 und antiviralen Behandlungen (IQVIA)10 gegenübergestellt. Die Daten lassen einen Vergleich
mit den Zielwerten der WHO für die HCV-Elimination in Deutschland zu. Als Grundlage für die Definition des pro Jahr zu
erreichenden Ziels dienen publizierte Modellierungen.11 Der Status Quo der neudiagnostizierten und
behandelten Patient*innen wird auch auf Bundeslandebene dargestellt. Der HCV-Tracker ist ab sofort unter folgendem Link
erreichbar: www.hcv-tracker.de.
Ein besonderes Augenmerk in der HCV-Versorgung liegt jedoch nach wie vor auf den Risikogruppen. Unter anderem haben Menschen mit Suchterkrankungen ein höheres Risiko für diese Erkrankung.12 AbbVie Deutschland engagiert sich in verschiedenen Projekten, um diese Patient*innengruppen zu unterstützen und dem Ziel der Elimination der HCV bis 2030 ein Stück näher zu kommen.
PLUS: Versorgungshürden erkennen und abbauen
Die PLUS-Gesundheitsinitiative Hepatitis C wurde initial in Stuttgart von AbbVie gemeinsam mit dem Caritasverband für Stuttgart e.V. und der Deutschen Leberhilfe e. V. ins Leben gerufen. PLUS ist ein Ansatz für Mikroeliminationsprojekte, bei denen klar definierte Risikogruppen mit hoher Hepatitis-C-Prävalenz im Fokus stehen. Ziel von PLUS ist es, die regionale Gesundheitsversorgung von Menschen mit HCV in den Bereichen Drogengebrauch, Substitution, Justiz- und Maßregelvollzug, MSM (Männer, die Sex mit Männern haben), Prostitution und Migration nachhaltig und strukturell zu verbessern.
Health Advisor stehen Drogengebrauchenden zur Seite
Die gesundheitliche Situation von Drogengebrauchenden ist oft defizitär: Sie haben häufig eine schlechtere Anbindung an das Gesundheitssystem und wenden sich daher bei gesundheitlichen Fragen an die Kontaktstellen ihres Vertrauens. Doch die Vermittlung zu Ärzt*innen gestaltet sich häufig schwierig – auch aufgrund personeller Engpässe in den Kontaktstellen. Hier setzt beispielsweise das Projekt „Health Advisor München“ der BAGNÄ e.V., Condrobs e.V., prop e.V. und der PLUS-Gesundheitsinitiative München an. Die Health Advisor sollen die Lücke schließen mit dem Ziel, die gesundheitliche Situation von Drogengebrauchenden zu verbessern. Sie stellen eine Schnittstelle zwischen dem Gesundheitssystem und den Klient*innen dar, indem sie z. B. bei der Kontaktaufnahme und Vermittlung zu Ärzt*innen oder anderen Gesundheitseinrichtungen unterstützen, hierbei auch als Ansprechpartner*innen für Ärzt*innen fungieren, Klient*innen zu Terminen begleiten, Sprachbarrieren abbauen und über Hepatitis C und Behandlungsmöglichkeiten aufklären. Erfahrungen zeigen, dass dieses Vorgehen in viele Fällen zu einer bessere Compliance der Betroffenen führte.
Aufklärung als zentraler Baustein: Die Hepatitis-C-Box
Um die Elimination von Hepatitis C voranzutreiben, engagiert sich AbbVie darüber hinaus auch im Bereich der Drogenberatungsstellen (DROBS). In lokalen DROBS werden von den dortigen Mitarbeitenden und Peers Testtage und Kurzinterventionen (Workshops) zum Thema Hepatitis C durchgeführt. Hier wird in kleinen Gruppen (4 – 5 Teilnehmende) über die Erkrankung im Allgemeinen, mögliche Übertragungswege und den Schutz vor einer möglichen Ansteckung gesprochen. Dabei können u. a. mit Hilfe der Hepatitis-C-Box „Gemeinsam Mehr Wissen“, die von AbbVie gemeinsam mit verschiedenen Drogenberatungsstellen entwickelt wurde, die Mitarbeitenden in Beratungsstellen Informationen über Hepatitis C niedrigschwellig, einfach und spielerisch vermitteln. Dabei besteht auch die Möglichkeit, sich vor Ort auf Hepatitis C testen zu lassen. Ist das Testergebnis positiv, stellen die Mitarbeitenden und Peers den Kontakt zu den Ärzt*innen her. Wie wird die Hepatitis-C-Box genutzt? Hier mehr erfahren: abbv.ie/hcv-box
* Eine Hepatitis C gilt als chronisch, wenn klinisch und laborchemisch keine akute (ikterische) Hepatitis und anamnestisch und laborchemisch kein Risiko für eine Übertragung des Virus bzw. keine Evidenz für eine Serokonversion in den letzten 6 Monaten vorliegt. In diesen Fällen kann eine antivirale Therapie umgehend begonnen werden.7
§ Als von einer chronischen Hepatitis C geheilt gelten Patient*innen, die 12 Wochen nach Behandlungsende ein anhaltendes virologisches Ansprechen (sustained virologic response, SVR12) aufweisen.
Literatur:
1. Polaris Observatory HCV Collaborators (2022). Lancet Gastroenterol Hepatol 7(5): 396–415
2. World Health Organization (WHO) (2017). Global Hepatitis Report, 2017; https://www.who.int/publications/i/item/9789241565455 [letzter Zugriff: 15.05.2023]
3. Bundesministerium für Gesundheit, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2016). Bis 2030 – Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen
4. Mitteilung Kassenärztliche Bundesvereinigung: Praxisnachrichten vom 12.08.2021; https://www.kbv.de/html/1150_53707.php [letzter Zugriff: 15.05.2023]
5. Robert Koch-Institut (2023). Epidemiologisches Bulletin 01/2023; 05.01.2023. Im Internet unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2023/Ausgaben/01_23.pdf?__blob=publicationFile [letzter Zugriff: 15.05.2023]
6. Robert Koch-Institut (2022). Epidemiologisches Bulletin 38; 22. September 2022. Im Internet unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/38_22.html [letzter Zugriff: 15.05.2023]
7. Sarrazin C et al. (2020). Z Gastroenterol 58(11): 1107–1131
8. Hüppe D et al. (2019). Z Gastroenterol 57(1): 27–36
9. Robert Koch Institut. SURVSTAT@RKI 2.0 [Stand: 20.02.2023]. Verfügbar unter: https://survstat.rki.de
10. Umrechnung der GKV-Packungen [Quelle: IQVIA. IQVIA Contract Monitor] in Patient*innen basierend auf Annahmen bzgl. der durchschnittlichen Therapielänge und PKV-Anteils
11. Tergast TL et al. (2022). J Viral Hepat 29(7): 536–42
12. Robert-Koch-Institut (2020). Epidemiologisches Bulletin 30/31 2020; 23. Juli 2020. Im Internet unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/30-31_20.html [letzter Zugriff: 15.05.2023]
Mit freundlicher Unterstützung der AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG